Wer? Ich?

Was braucht man zum erfolgreichen Backgammonspiel?

Erfahrung?

Strategie?

Mathematik?

Alles nicht unwichtig. Aber zu einem richtig guten Spiel gehört

Schummeln!

Eine der wohl seltsamsten Regeln im Backgammon ist, dass auch irreguläre Züge gültig sind wenn der gegnerische Spieler nicht rechtzeitig protestiert. Dass diese Regel nicht nur Hinterhofspieler und Kaffeehaussitzer zum Schummeln einlädt, zeigt eindrücklich eine Partie zwischen Ryzymann (das ist der Rasierte) und Mathiesen (das ist der Unrasierte ) in den Finalspielen der Nordic Open, immerhin ein Turnier der World Series of Backgammon, im Jahr 2008.

Nachdem Ryzymann sich in der verschwurbelten Aktion bei 1:14 die Finger aufgewärmt und erste Konfusion verursacht hatte, griff er beim Herausspielen tief in die Schummelkiste und spielte beim Wurf von 6 und 4 mit großer Lässigkeit seine Steine von der 6 und der 5 heraus (bei 3:42).
Mathiesen hibbelte bereits dermaßen rum, dass er das gegnerische Spiel aus dem Auge verlor und nichts bemerkte.
Chapeau!

Gutes Schummeln

Seit Wochen übe ich mich nun schon im guten Schummeln und liebe Leute lasst euch sagen — mit Erfolg. Auf der mir ansonsten unbekannten Webseite →backgammonmasters.com habe ich die naive Einschätzung gelesen, es gebe „nicht viele Möglichkeiten wie ein Backgammonspieler schummeln kann.“ So ein Blödsinn. Da hat jemand Null Ahnung. Weitaus mehr Lebenserfahrung bringt der Autor der folgenden Zeilen mit, der auf →play65.com dem analogen Zeitalter nachtrauert:

Alles was ein Spieler zum erfolgreichen Schummeln beim Backgammon brauchte war ein fixes Händchen, schnelles Denken und das Vermeiden von Spielen gegen Spieler von ähnlichem Schlag oder solche die extrem misstrauisch sind. Überflüssig darauf hinzuweisen, dass aufmerksame Beobachter erfolgreichen  Schwindeleien ebenfalls nicht dienlich sind. In freundschaftlichen Spielen ist der Nachweis des Schummelns äußerst schwierig, da in der Abwesenheit eines Schiedsrichters oder anderer Autoritäten, die über die Einhaltung der Regeln wachen, jeder Fehler als harmlose Verwirrung angesehen werden kann.

Der Mann kennt sich aus. Und wie schummelt man nun am Besten?
Ich sehe vier Möglichkeiten. Wer noch mehr kennt, bitte her damit!

  1. Den Würfel manipulieren.
  2. Sich ganz harmlos „verzählen“. Das ist das Unschuldsschummeln.
  3. Die Würfel vom Brett nehmen und eine Diskussion über die Augenzahlen vom Zaun brechen. Das ist die Augenzahlwischerei.
  4. Den Gegner mit Mitteln der Küchenpsychologie ablenken.
Den Würfel manipulieren, puh, heftig, das überlasse ich den armen Spielsüchtigen. Das ist mir zu fixiert.
Badass

Bild 1: Wer? Ich?

Unschuldsschummeln und Augenzahlwischerei sind da viel spaßiger weil sie Kreativität und Schauspielkunst verlangen. Meine bevorzugten Methoden! Beim Undschuldsschummeln kann man ein wenig unbeholfen mit den Steinen hantieren und mit wildem Steinerumschieben für Verwirrung sorgen (unbedingt beide Hände benutzen), nichts gesehen haben wollen (Oh, entschuldige.), den Regelunkundigen geben (Echt jetzt?), Entrüstung vortäuschen (Also sowas!).
Die Augenzahlwischerei funktioniert freilich nicht unter Turnierbedingungen, wo jeder Spieler sein eigenes Würfelpaar hat. Ein gutes Argument nur ein Würfelpaar zu benutzen. (Ach komm schon. Ist das denn wirklich nötig?) Und immer schön freundlich sein. Überhaupt ist beim Schummeln unbedingt eine betont lässige Attitüde angeraten (siehe oben) oder aber viel lachen und mächtig viel erzählen. Erzählen erzählen erzählen. Dem Gegner Getränke anbieten. Möchtest Du vielleicht noch ein Nüsschen?

Und da sind wir schon bei der Küchenpsychologie.  Herrlich! Aber schwierig. Auf eine perfekt getimete Dramaturgie ist unbedingt zu achten. Das distraktierende Thema muss langsam und durch die Hintertür eingeschleust werden — Und? Wie gehts Deiner Frau? — und parallel zur Entwicklung des Spiels, falls nötig auf Umwegen — Ich kenne euch ja nun schon ne ganze Weile. Weißt Du noch vor vier Jahren bei dem wie heißt er noch? —  aber immer stetig — Genau, und eine ganz ausgezeichnete Feier war das. War für alle was dabei. — zum Klimax gesteigert werden — Ich habe sie ja letztens gesehen. — um dem Gegenspieler im spielentscheidenden Moment — Ach, da warst Du auf Dienstreise? —  den mentalen Todesstoß zu verpassen — Hum, das sah aber nach was anderem aus. —
Ansonsten gilt auch für Backgammonspieler: Erst mit einer guten Rasur bist Du ein echter Mann.

Anmerkungen und so

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